Indischer Bauer stellt neuen Reisrekord auf

Im Vergleich zu klassisch angebautem Reis haben SRI-Pflanzen kräftigere Wurzeln; Foto: SRI Rice, Cornell University

Ganz ohne Gentechnik: ein indischer Landwirt hat im Bundesstaat Tamil Nadu eine Rekordernte Reis eingefahren. Laut der britischen Zeitung The Guardian erzielte er fast 24 Tonnen pro Hektar, üblich sind bei der genutzten, herkömmlichen Sorte sechs Tonnen. Der Bauer nutzt eine arbeitsintensive Methode, die mit weniger Wasser und Dünger funktioniert.Der Landwirt S. Sethumadhavan baut auf seinem Feld die herkömmliche Reissorte CR 1009 an. Laut dem Reisforschungsinstitut von Tamil Nadu wird damit eine Durchschnittsernte von sechs Tonnen pro Hektar erzielt. Mit der Methode namens System of Rice Intensification (SRI) schaffte Sethumadhavan deutlich mehr.

SRI wird mittlerweile von Millionen Kleinbauern weltweit angewandt, von der Agrarindustrie und vielen Forschungseinrichtungen jedoch verschmäht – sie setzen auf teure Hybrid- oder Gentechniksorten und die dazu passenden Chemikalien. Die Regierung von Tamil Nadu sieht sich durch den Rekord aber bestätigt: man werde weiter auf SRI umstellen, auf organischen statt synthetischen Dünger, sagte ein Offizieller dem Guardian. Damit wolle man die Reisernten verdoppeln und das Einkommen der Reisbauern verdreifachen. [dh]

Weniger ist mehr: Höhere Erträge mit dem System of Rice Intensification

Ein Reisbauer in Kambodscha erntet SRI-Reis in der Provinz Takeo ; Foto: Oxfam GB in AsiaReis ist das Grundnahrungsmittel von über drei Milliarden Menschen. In Asien wird bis 2050 eine weitere Milliarde hinzukommen. Mit entsprechend hohen Budgets arbeiten daher Wissenschaftler an neuen Sorten, die höhere Erträge versprechen. Das klassische Patentrezept auf diesem Gebiet - mehr Output durch mehr Input - stellt eine Anbaumethode gründlich infrage, die der französische Jesuitenpater und Agronom Henri de Laulanié Anfang der 80er Jahre nach jahrelangen Beobachtungen in Feldver- suchen mit Reisbauern auf Madagaskar entwickelte.

Anbau von SRI Reis auf fast trockenem Feld in Chattisgarh, Indien; Foto: Jacob/Wikimedia CommonsSein System of Rice Intensification (SRI) bricht mit einigen ehernen Regeln des Nassreisanbaus: Die Setzlinge werden bereits nach 8-12 Tagen statt nach einem Monat ausgepflanzt und zwar einzeln in einem weiten Abstand von 25 Zentimetern statt in Büscheln auf engem Raum. So konkurrieren sie nicht um Nährstoffe, Raum und Sonne, entwickeln kräftigere Wurzeln und mehr Triebe. Statt die Felder ständig unter Wasser zu halten und so den Unkrautwuchs einzudämmen, erhalten die Pflanzen nur die optimale Wassermenge, der Boden ist zeitweise trocken, was seine Bakterienzusammensetzung verändert und den Methanausstoß reduziert. Da Unkraut mechanisch gejätet werden muss, wird der Boden gut belüftet und das Pflanzenwachstum angeregt. Zur Düngung dient Kompost. Die Bauern in Madagaskar konnten im Schnitt ihre Erträge so von zwei auf acht Tonnen Reis je Hektar steigern – mit einem Zehntel des Saatgutes.

Im Vergleich zu klassisch angebautem Reis haben SRI-Pflanzen kräftigere Wurzeln; Foto: SRI Rice, Cornell UniversityWissenschaftler um Norman Uphoff an der Cornell University, New York, die sich vor Ort von den Erfolgen überzeugt hatten, widmen sich seit 1997 der Verbrei- tung und Dokumentation der Methode. Bauern in aller Welt passten die SRI-Praktiken gemeinsam mit NGOs und Bauernorganisationen an ihre Klimazonen und Bedingungen an und wurden oft mit Rekordernten belohnt. Auf SRI umzusteigen kostet Mut, gerade wo die Existenz der Familie von der Ernte abhängt. Die Methode ist arbeits- und wissensintensiv und das Bewässern zum optimalen Zeitpunkt für viele Klein- bauern schwer umzusetzen. Dennoch praktizieren vier bis fünf Millionen Bauern in über 50 Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas SRI. In China und Indien werden sie dabei von den Behörden gefördert.

Foto: Oxfam GB in Asia„SRI ist beispiellos, da wenige Innovationen bisher so unerwartete Produktivitätssprünge gezeigt haben. Ebenso überraschend ist, dass wir auf internationaler Ebene trotz wenig Unterstützung und sehr viel Wider- stand vorangekommen sind“, sagt Uphoff. Widerstand kommt v.a. aus dem von der Weltbank verwalteten Reisforschungsinstitut International Rice Research Institute (IRRI) auf den Philippinen. SRI sei zu arbeits- aufwändig, die Ertragssteigerungen nicht ausreichend belegt, heißt es dort. Auch Saatgut- und Agrarchemie- konzerne sind keine Fans einer Methode, die ihnen Kunden abspenstig macht. SRI breitet sich dennoch weiter aus. Über 300 wissenschaftliche Publikationen gibt es mittlerweile dazu. Innovative Bauern wenden SRI-Prinzipien auch auf Mais, Hirse, Senf oder Auberginen an und erzielen kräftigere Pflanzen mit höheren Erträgen – und haben so das System of Crop Intensification aus der Taufe gehoben.

Quelle:
http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/hunger-und-gentechnik.html
http://www.weltagrarbericht.de/leuchttuerme/system-of-rice-intensification.html